„EFFIZIENZ BEDEUTET, DRAN ZU BLEIBEN“
DIALOG: Herr Schachtner, TRW Automotive gehört weltweit zu den erfolgreichsten Unternehmen im Bereich automobiler Sicherheitssysteme – und zu den forschungsintensivsten. Ein zentraler Bereich davon ist der Musterbau. Was sind die größten Herausforderungen, die Sie hier bewältigen müssen?
AS: Allein eine gute Marktposition ist keine Garantie für bleibenden Erfolg – deshalb arbeiten wir kontinuierlich nicht nur an der Entwicklung und Weiterentwicklung unserer Produkte, sondern auch an der kontinuierlichen Verbesserung unserer Prozesse und Strukturen. Dabei geht es beispielsweise da- rum, kurze, flexible Durchlaufzeiten zu ermöglichen und den Muster- und Prototypenbau wirtschaftlich zu gestalten. Der Musterbau bei TRW ist ein komplexer, globaler Prozess, der über verschiedene Vertriebsregionen, Engineering-Bereiche, Musterbau-Standorte und Produktionswerke gesteuert werden muss. Das ist eine große Herausforderung, zumal sich die Prozess-Abbildung mit ERP-Standardinstrumenten bisher als schwierig erwiesen hat.
DIALOG: Diese Themen fokussieren Sie mit einem Projekt, das den Musterbau bei TRW effektiver und effizienter machen soll. Warum hört der Kampf um Effizienz eigentlich nie auf und was sind dabei die wichtigsten Ziele?
AS: Ich denke das ist auch eine Frage des Begriffsverständnisses. Effizienz heißt eben nicht einfach ‚schneller, höher, weiter‘. Für uns bedeutet es vor allem, dran zu bleiben: Globale Projekte, globale Lieferantenplattformen, immer höhere Anforderungen an Herstellgeschwindigkeit, Komplexitätsmanagement und Qualität der Muster resultieren auch in stetig steigenden Kosten. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken und weiterhin vertretbare Musterkosten zu haben, sind kontinuierlich effizienzsteigernde Maßnahmen unverzichtbar.
Im Wesentlichen geht es um zwei große Stoßrichtungen. Wir wollen eine weltweit einheitliche und durchgängige Musterauftragsabwicklung etablieren, sowohl im Hinblick auf den Prozess als auch auf ein integriertes IT-System, das diesen Prozess in jedem Schritt unterstützt. Dabei geht es einerseits um die vorher erwähnten Themen: Wie können wir die Durchlaufzeit reduzieren? Wie lässt sich die Effizienz steigern und der Musterbau konsequent nach Lean-Prinzipien ausrichten? Andererseits liegt ein ganz wesentlicher Fokus auf der Etablierung eines robusten Prozesses, der sicherstellt, dass wir jederzeit jedes beliebige Muster in gleichbleibend hoher Qualität aufbauen können.
„Wir wollen jederzeit jedes beliebige Muster in gleichbleibend hoher Qualität aufbauen können.“
DIALOG: Sie setzen bei der Optimierung des Bereichs auch auf die ERP-Software von SAP. Lassen sich ERP- und Lean-Philosophien überhaupt sinnvoll verbinden?
AS: S: Das Miteinander der beiden Ansätze ist schon sehr nutzbringend. Allerdings muss die Gewichtung der Themen klar sein: im Vordergrund steht ein schlanker Prozess. ERP spielt dabei die Rolle eines wichtigen Enablers, insbesondere bei der Gestaltung einer durchgängigen Auftragsabwicklung über alle globalen Musterbau-Standorte, der Reduzierung der Durchlaufzeit und der Gewährleistung wirklich umfassend optimierter End-to-End-Prozesse.
DIALOG: Wie sind Sie dabei konkret vorgegangen? Was waren die Meilensteine des Projekts?
AS: Vereinfacht gesprochen, haben wir drei Schritte – von innen nach außen – definiert. Zunächst stand die Verschlankung und Komplexitätsreduktion der Strukturen und wertschöpfenden Prozesse im Musterbau selbst im Vordergrund, also die Reorganisation der Arbeitsvorbereitung nach Produktgruppen, oder ein optimiertes Produktionslayout mit Anordnung der Vor- und Endmontage im Flussprinzip, um zwei Beispiele zu nennen. Im zweiten Schritt ging es um „IT-freie“ Prozessverbesserungen: Einführung eines Shopfloor-Managements, also die Schaffung von Transparenz durch Visualisierung, Standardisierung und Problemlösung vor Ort und die Klärung und Verbesserung der Schnittstellen zu vorgelagerten Bereichen. Und schließlich werden wir, unterstützt durch SAP-Lösungen, einen durchgängigen, schlanken End-to-End-Auftragsabwicklungsprozess umsetzen, saubere Werteflüsse und Bestandtransparenz schaffen und für einen nutzenorientierten Einsatz von SAP-Tools sorgen, etwa in der Beschaffungsabwicklung für die Komponenten der Ein- und Auslaufsteuerung und der Terminierung. Dieses Vorgehen illustriert übrigens auch die Frage nach dem Miteinander von Lean und ERP – die Kunst liegt letztlich darin, die spezifischen Stärken beider Methoden zu verbinden und nicht im Versuch, einen Ansatz über jeden Prozess drüber zu stülpen.
„Beim Miteinander von Lean und ERP liegt die Kunst darin, die spezifischen Stärken beider Methoden zu verbinden.“
TRW Automotive
Mit einem Umsatz von 17,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2014 ran- giert TRW Automotive unter den weltweit führenden Zulieferern der Automobilindustrie. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Livonia, Michigan, USA, ist über seine Niederlassungen in 24 Ländern auf der ganzen Welt präsent und beschäftigt weltweit rund 65.000 Mitarbeiter. Zu den Produkten des TRW Automotive Portfolios zählen integrierte Fahrzeugregel- und Fahrerassistenzsysteme, Bremssysteme, Lenksysteme, Fahrwerksysteme, Insassenschutzsysteme (Lenkräder, Sicherheitsgurte und Airbags), Elektronik, Befestigungssysteme sowie Ersatzteile und Kundendienstleistungen.
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